Geschenke des Lebens

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Nicht mehr nur Schule oder keine Schule, das habe ich in einem der letzten Beiträge geschrieben. Und noch gar nicht wahrgemacht. Ob der folgende Post jetzt für euch hierherpasst? Für mich passt er perfekt, denn die Perspektivöffnung, die durch unser Verlassen der vorgegebenen Bahnen erfolgte, weitet sich immer, immer, immer mehr aus ...

So ist der folgende Text entstanden.

 

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Wenn du von lieben Menschen eingeladen wirst, bringst du deinen Gastgebern vielleicht ein kleines Präsent mit. Eine kleine Aufmerksamkeit, eine nette Geste, vielleicht etwas Originelles, Praktisches, Herzerwärmendes, Interessantes.

 

Dein Leben hält es ganz genauso. In nahezu jedem Moment überreicht es dir Geschenke.

 

 

Manch ein Geschenk wiegt schwer. Du drehst es in den Händen, denkst, da ist bestimmt etwas Wertvolles drin. Wie packst du es aus? – Reißt du einfach das Papier ab oder löst du sorgsam und voller Vorfreude die Klebestreifen?

 

 

Manch ein Geschenk erinnert dich an den Kitsch, den Großtante Agathe dir Jahr für Jahr zu deinem Geburtstag schenkte. Du erinnerst dich noch gut an ihr erwartungsvolles Gesicht, während du zögerlich die protzige Goldschleife löstest und dich dabei innerlich auf eine schauspielreife Reaktion vorbereitetest. Zum Glück schaut dein Leben dir beim Auspacken nur selten über die Schulter. Und wenn doch, dann sehr diskret.

 

 

Manch ein Geschenk, winzig klein nur und leicht, ganz leicht. Wirst du neugierig oder überwiegt die Enttäuschung? Wird es sich lohnen, den Inhalt freizulegen?

 

 

Manch ein Geschenk kommt fantasievoll verpackt zu Dir, genauso, wie dein bester Freund dir in Kindertagen gern etwas schenkte. Seine aufwändigen Verpackungen hüllten ein Rätsel, eine Schatzkarte oder geheimnisvolle Hinweise ein und du siehst noch heute sein breites Grinsen vor dir, weil das Auspacken an sich schon eine Freude war. Die darauffolgende Herausforderung, seine Hinweise zu deuten, um so einen Weg zu deinem Geschenk zu finden, hat euch beiden manch unterhaltsamen und spannenden Nachmittag beschert. Einmal fandest du in einer Erdhöhlung unter einer Baumwurzel im Wald ein Überraschungsei mit Zahnbürste und musstest schrecklich lachen.

 

 

Manch ein Geschenk ist derart fest umwickelt mit Klebeband, dass du dir nicht sicher bist, ob du es überhaupt öffnen können wirst. Deine Hände verwickeln sich im schon abgelösten Band, das sich - fast wie von eigenem Leben erfüllt – überall anklebt. Ein ganz schöner Kampf ist das.

 

 

Manch ein Geschenk stinkt schon von weitem bestialisch nach …? Frischem grünen Pansen?! Als Hundebesitzer kennst du diesen Geruch und würdest am liebsten mit zugehaltener Nase drei Kilometer Mindestabstand halten. Das soll ein Geschenk sein? „Nur über meine Leiche!“, denkst du dir. Dennoch summt da beharrlich ein winzig kleiner Gedanke in deinem Kopf: „Könnte es sich eventuell doch lohnen …?“

 

 

Manch ein Geschenk wird dir sanft in die Hand gelegt, schon die erste Berührung fühlt sich an wie ein liebevolles Streicheln. Dir wird ganz warm ums Herz, behutsam schließt du deine Hände um das Erhaltene.

 

 

Manch ein Geschenk fällt dir einfach vor die Füße, unverpackt, fast wärst du draufgetreten, kommst ins Straucheln, steigst drüber. Kannst du ja nicht ahnen, dass es ein Geschenk ist. Aber vielleicht, vielleicht drehst du dich noch einmal um, wirfst noch einmal einen Blick darauf und hebst es dann doch vom staubigen Boden auf. Wischst es vorsichtig mit dem Ärmel sauber und entdeckst auf einmal ein Glitzern auf der Unterseite.

 

 

Manch ein Geschenk springt dir entgegen wie einer dieser schrillen Jack-in-the-Box-Clowns, kaum, dass du es berührst. Meine Güte, hast du dich erschrocken! Fast bist du ein bisschen ärgerlich – Geschenke sollen doch Freude machen!

 

 

 

Du siehst schon, es wird so schnell nicht langweilig.

 

Nicht, wenn du offen bist und neugierig bleibst auf die Geschenke deines Lebens an dich.

 

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Kommentare: 2
  • #1

    Annette (Dienstag, 06 Februar 2018 17:51)

    Hm, gefällt mir ganz gut (wobei das 'ganz' wirklich auch 'sehr' meint - und nicht in die Richtung geht: so einigermaßen!) Manchmal muß man genau hinschauen, mit Stimme sprechen und betonen um zu begreifen, was und wie es gemeint ist!!

  • #2

    #feelfreetobefree (Anja) (Mittwoch, 07 Februar 2018 08:44)

    Ich hab' Dich schon verstanden. :) Danke! Wie wär's, wenn ich heute mal vorbeikäme - dann kannst Du in Stimmen reden, soviel Du möchtest und dabei nach Herzenslust betonen?! ;)