Wir sind zurück aus Italien

Team Süditalien :)

 

 

Unsere zweite größere Wohnmobiltour führte uns nach Italien, genauer gesagt Apulien, Achillessehne und Absatz des Stiefels.

Denn wenn schon Süden, dann auch Süden! - Mich gelüstete nach Wärme und Meer, knorrigen Olivenbäumchen und dem unvergleichlich herrlichen Geruch von Pinien im Sonnenlicht. Ich hatte noch nie vorher überlegt, nach Italien zu fahren, ist unsere Familie doch eher in Richtung Frankreich/Spanien ausgerichtet. Aber durch einen Freilerner-Kontakt auf Sizilien erfuhren wir von der Möglichkeit eines schulfreien Lebens in Italien und begannen, das ins Auge zu fassen, da wir immer noch nach einer Lösung suchen, d.h. einer zeitweiligen festen Basis.

In Italien gilt die allgemeine Schulpflicht nur bis 14 Jahre und homeschooling ist, wenngleich nicht extrem verbreitet und häufig auch in der Bevölkerung unbekannt (was uns ebenfalls im letzten Jahr in Frankreich aufgefallen ist), immerhin gesetzlich anerkannt. Man muss die jüngeren Kinder dazu anmelden und nachweisen können, dass man selbst als betreuende Person eine um mind. 2 Jahre höhere Schulbildung hat. In Südtirol gelten allerdings andere Regelungen. Das Schuljahr an sich muss sich in Italien ziemlich ziehen, denn außer den wirklich langen Sommerferien von Mitte Juni bis Mitte September gibt es ansonsten nur noch einige freie Tage zwischendurch in Frühjahr, Herbst und Winter (und es gibt noch den Samstagsunterricht).

Ich begann im Vorfeld, auf duolingo emsig ins Italienische reinzuschnuppern und über Kleinanzeigenmärkte nach preiswert zu mietenden Häuschen zu suchen. Doch lediglich einem Vermieter waren meine google-Übersetzer-Niveau-Anfragen nicht völlig suspekt, so dass ein Kontakt bzgl. eines rustikalen Landhäuschens in einem Olivenhain bei Ostuni zustande kam. Nach einigem Mailverkehr hat sich der Vermieter allerdings dann doch lieber für einen Landsmann entschieden, ich kann's verstehen, aber unsere Reiserichtung war festgezurrt - vielleicht würden wir vor Ort etwas Passendes finden?

 

Janko, der im April mit einer Tante für drei Wochen Irland bereisen durfte - eines seiner großen Sehnsuchtsziele und jetzt hat es schon geklappt :) - blieb diesmal gerne zuhause und hütete unsere beiden Hundesenioren, die ja auf der vergangenen Reise deutlich gezeigt hatten, dass Wohnmobilreisen völlig inakzeptabel für sie sei. Einerseits konnte ich so etwas beruhigter starten, da ich die beiden Oldies gut versorgt in ihrer vertrauten Umgebung wusste (meine Suche vorher nach adäquaten Betreuungsmöglichkeiten hatte nämlich nichts ergeben), andererseits wusste ich nicht, wie ich ohne meinen gechillten Super-Navigator Janko die Reise überhaupt bewältigen sollte. Ich fahre nämlich eher ungern, extrem ungern sogar in fremden Städten, da ich ein grottenschlechtes Orientierungsvermögen habe und das Gewusel in Städten mich völlig überfordert und hinter dem Steuer regelrechte Panik auslöst. Mit einem Auto ist das noch eher zu ertragen, aber mit so einem dicken Wohnmobil kann man ja auch nur an wenigen Stellen einfach mal anhalten. Trotz eines extra angeschafften Navis mit Wohnmobileinstellungen (das in Städtchen allerdings langsam reagierte) verzweifelte ich dann auch wirklich an der Fahrerei in den unzähligen z.T. recht schmalen Einbahnstraßen. Die unbekümmerte, muntere italienische Fahrweise, der schnelle Druck auf die Hupe taten ein Übriges, um mich mit reichlich Schweißausbrüchen auszustatten. Die beiden Kids versuchten immer wieder, mich zu beruhigen: "Mama, das bringt doch gar nichts, wenn du jetzt Panik bekommst!", aber die städtischen Straßen dieser Welt sind einfach nicht meine Welt. Ich kam nicht gegen diese Ängste an - eine doofe Erfahrung für uns alle und mein dauerhaft vorhandener Streßpegel zeigt mir deutlich, dass Wohnmobilreisen nicht wirklich UNSERE Lösung sein kann.

Auch gibt es bei einem Uralt-Wohnmobil anscheinend mindestens ebenso viele Funktionsausfälle wie funktionierende Elemente, was Jakob bereits dazu bewog, es familienintern in "Instabil" umzutaufen (und als Topping möchte er dann noch einen Instagramaccount dazu eröffnen ;) ). Irgendwie führt jedenfalls diese Tatsache unterwegs zu einer latenten Katastrophenstimmung. Gut, dass ich aus Umweltschutzgründen gedacht hatte, es reiche aus, nach der Winterpause die Wassertanks ordentlich durchzuspülen und nur mit ein klein bisschen Chlor zu reinigen, war meine eigene Unerfahrenheit und bescherte uns drei Wochen lang das Erlebnis, Spülen und die eigene Katzenwäsche (die Dusche funktioniert mangels Wasserablauf in den dafür vorgesehenen Tank ja ohnehin nicht) in Algenwasser zu erledigen, besonders nach den Fahrten schoß es grün-bräunlich-stückig aus den Leitungen. Für Kochen, Haarewaschen und Zähneputzen hatten wir daher zusätzlich immer gefüllte Wasserkanister an Bord. Auch der verstopfte Dieselfilter, der uns zwang, kurz nach Einreise in Italien eine Werkstatt aufzusuchen, hätte sich wohl vermeiden lassen. Nur gut, dass wir eben noch so über die Alpen geschwappt sind und ein Riiiiiiesendank sei dem kleinen Randstreifen am Reschenpass, der die nachfolgenden Fahrzeuge davor bewahrte, noch länger mit knapp 10 km/h hinter uns herzukriechen. Und das, nachdem mich an der Tanke ein freundlicher älterer Herr freiweg angesprochen hatte und mich für meine flotte Fahrweise über den Pass gelobt hat - was ich zuerst nicht so wirklich glauben konnte, da ich unterwegs schon den ein oder anderen Blick in den Rückspiegel geworfen hatte. Aber er meinte es echt ernst und ich freute mich :) . Und keine 200m weiter standen wir nun mit Warnblinke am Straßenrand. Erst einigermaßen hilflos, obligatorischer Blick unter die Motorhaube - manchmal frage ich mich, wieso ich nicht lieber das Alpenszenario betrachtete, so viel Ahnung wie ich von Motoren habe - betätigte ich dann im Leerlauf einige Male kräftig das Gaspedal. Man versucht ja irgendwie alles, woraufhin der Motor tatsächlich erst mal wieder zog, so dass wir bei unserem ersten Halt in Italien eine Werkstatt aufsuchen konnten.

Als dann nach zwei Wochen sich eines Morgen der Gaskastenschlüssel ungewohnt butterweich im Schloß drehen ließ und gleich auch teilweise darin stecken blieb, war das Maß für dies Mal aber voll. Das bedeutet nämlich: Kein Morgenkaffee mehr nach den immer nur leicht durchschlafenen Wohnmobilnächten und kein Kochen mehr, mit dem wir uns durch unsere Vorratshaltung immer retten konnten, wenn wir mal wieder keine wohnmobilkompatible Einkaufsmöglichkeit gefunden hatten. Um nicht mit geöffneter Gasflasche weiterfahren zu müssen, kroch Mia unter das Wohnmobil, öffnete die Lüftungsgitter des Gaskastens und schraubte von innen das Türschloß ab, damit ich die Flasche zudrehen konnte, danach das Schloß wieder dran. Wir haben die Gasversorgung zwar auf diesem Wege auch noch einmal geöffnet, aber nachdem Mia sie dann nach heftigen Regengüssen im Schlamm kniend wieder schließen musste, mussten wir das nicht unbedingt wiederholen. Dagegen war der verstopfte Spülbeckenabfluss echt pillepalle, das kann sogar ich selber, genauso wie das bei schnellerer Fahrt mitunter bedrohlich klappende Alkovendachfenster, das ich souverän mit Gewebeklebeband und einem Spanngurt sicherte, damit es uns nicht irgendwann im recht nassen Mai Süditaliens echtes Cabriofeeling bescherte. Unsere Klospülung schwächelte auch ein wenig, was aber nicht schlimm war, da ja der Duschhahn der ansonsten inaktiven Dusche manchmal sogar funktioniert und dann eben das Klo spült.

Aber irgendwann ist auch echt mal gut mit Improvisieren und da Süditalien uns wegen totaler Vermüllung vieler Stellen (Stellplätze, Strände, Straßenränder), die ansonsten echt schön sein könnten, eh nicht wirklich vom Hocker gerissen hat, sind wir dann eine Woche früher nach Hause losgedüst als wir ursprünglich vorhatten. Ohne ein Häuschen gefunden zu haben aber auch ohne noch länger eins zu wollen. Instinktiv haben wir das wohl ganz gut gemacht, obwohl es zuerst einen unschönen Hauch von Aufgeben hatte, doch in Norditalien auf der Autobahn leuchtete plötzlich die Kontrolleuchte der Starterbatterie auf (und diese ist erst vom letzten Jahr). Och nöööö.... Haalt! Pseudoprofessionell gehaltener Blick unter die Motorhaube. Hmm, Batterieklemmen sitzen beide noch (da hatte sich auf der letzten Tour mal eine losgeruckelt) und ansonsten hab' ich eben vor allem eins: Keine Ahnung von Motoren... Okay: Kühlschrank aus, Scheinwerfer aus, alles, was eben Energie saugt - NEE, DAS NAVI BLEIBT DRAN, das brauch' ich zum Überleben - mal sehen: Ok, Kontrolleuchte ist aus, hoffentlich schaffen wir es so bis zuhause. Und das haben wir - Yeah!

 

Und von all dem, was schön war auf unserer Tour, bereichernd, entspannend, witzig und berührend - das gibt's nämlich auch immer zwischendurch, großes Ehrenwort! - berichte ich in den nächsten Tagen :).

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Kommentare: 4
  • #1

    Gabi (Sonntag, 29 Mai 2016 12:57)

    oha, was ne Tour! Ich kenne das mit dem alten Mobil und dem Stress beim Fahren. Habe aber auch meinen Gatten dabei - alleine wäre mir das auch viel zu stressig.
    Fahr doch nach Schweden und Norwegen - da ist das Fahren wesentlich einfacher.
    Wir sollten einfach mal zusammen irgendwo ein nettes Häuschen mieten - dann können sich die Kids austauschen und es ist stressfreier?
    Vielleicht in Schweden, auf den Aland Inseln?
    liebe Grüße
    Gabi

  • #2

    Elke Bursch (Mittwoch, 01 Juni 2016 11:33)

    Wieder einmal glänzend geschrieben, man hat das Gefühl dabei zu sein. ;) Und bei dem "Och nööö" musste ich so lachen; ich fahre zwar nicht mit dem WoMo quer durch Europa, aber seit Monaten ist mein Auto kaputt. Und bevor es - passend genau an meinem Geburtstag - kaputt ging, war es vor Weihnachten auch kaputt und wurde genau da repariert, wo es nun hakt. An diesem denkwürdigen letzten Februartag stand ich dann auch bei meinem Auto "Och nöööö"...und von Motoren haben ich genauso viel Ahnung wie du!

    Einerseits beneide ich Euch um Eure Abenteuer, andererseits bin ich froh, dass nicht durchstehen zu müssen. Aber ich bin ja eh der Typ: "Bloß nicht in Urlaub fahren, ich habe nicht die Mittel und den Platz für all die Viecherl die ich unterwegs retten würde!" Aber wer weiß, welch Dinge sich noch auftun. Eins weiß ich auf jeden Fall: sollte ich auf meine "alten Tage" irgendwann doch einmal einen Trip ins Ungewisse machen wollen, werde ich mich vorher von dir beraten lassen ;)

  • #3

    Simone (Mittwoch, 24 August 2016 15:42)

    Hey!

    Wie schoen euren Blog zu entdecken.
    Ich bin auch freilernern in süditalien auf der Spur und ich frag mich
    Ob ihr mir da mit Kontakten aushelfen könnt?
    Ich sehne mich nach einen Austausch hier vor Ort,
    Weil meine Gleichgesinnten alle in der Schweiz sind.

    Könnt ihr mir helfen
    ?

    Waldmohn@gmail.com

  • #4

    Marie (Freitag, 07 September 2018 11:53)

    Toller Eintrag! Ich fahre auch sehr oft nach Italien.
    Viele Grüße aus dem Hotel Pustertal https://www.weiher.com/